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Die süße Krise

Der deutschen Süßwarenindustrie geht der Zucker aus. Die ersten Hersteller müssen bereits Export-Aufträge ablehnen. Der Bund der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) macht unter anderem das planwirtschaftliche Quotensystem der Zuckermarktverordnung verantwortlich. Dieses regelt, dass die EU selbst nur 85 Prozent des benötigten Zuckers herstellen darf, während Drittländer die restlichen 15 Prozent importieren. Ist das nun gut oder schlecht? Darüber streiten die Experten derzeit. Der EU-Agrarkommissar Dacia Ciolos plant, das System bis 2015 auslaufen zu lassen.

Der BDSI geht davon aus, dass dadurch mehr Wettbewerb in den europäischen Zuckermarkt kommt, und dass sich die starken Preisschwankungen entsprechend beruhigen. Auch das Infozentraum Zuckerverwender (IZZ) ist der Meinung, es sei nun Zeit, der Globalisierung Rechnung zu tragen. Entsprechend müsse man den deutschen Zuckerverwendern mittelfristig den freien Zugang zum Weltmarkt gewähren. Als Erste-Hilfe-Maßnahmen schlägt das IZZ vor, der Lebensmittelindustrie und der Getränkewirtschaft bei der Zuckerverteilung Vorrang zu gewähren und den Unternehmen auch den so genannten Nicht-Quoten-Zucker zur Verfügung zu stellen, der eigentlich zum Export gedacht war.

Die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) ist übrigens ganz anderer Meinung. Die jetzige Zuckermarktordnung sei ein Garant für ein hohes Maß an Versorgungssicherheit. Sie erlaube es, effektiv und flexibel sowohl auf Überschuss-, als auch auf Knappheitssituationen zu reagieren. Würden die Produktionsquoten aufgegeben, so würden die Preisschwankungen auf den internationalen Märkten auf die Rüben- und Zuckererzeuger durchschlagen – und auch auf die europäischen Verbraucher.